Samstag, 8. Dezember 2012

Advent

Advent ist eine komische Zeit. Advent ist auch ein komisches Wort. Jeder neunmalkluge Mittelschüler kann einem erklären, dass es so viel wie "Ankunft" bedeutet. Alles klar, aber warum gibt es dann den ersten, zweiten, dritten und vierten Advent? Vier Ankünfte für eine Person, das ist schon ein bisschen übertrieben. Da merkt man bereits, was der Advent im Schilde führt: Er blendet uns nämlich. Mit Kränzen und Lichtern und Türchen auf Adventkalendern etc.

Advent ist die Zeit, in der man sich nichts erwartet und dann doch enttäuscht ist, wenn nichts passiert. Die meisten tun so, als wäre ihnen der Advent wurscht. Andere wiederum machen ein riesen Brimborium aus dem Advent und zelebrieren das Keksebacken, das Dekorieren, das Singen und Glühwein trinken usf. Dabei ist der Advent eigentlich nur ein Countdown. Der Adventkranz und der entsprechende Kalender sind Taktapparate. Tag um Tag rücken wir der Weihnacht näher - vier Wochen, 24 Tage und dann ist endlich alles vorbei und wir können uns wieder der lähmendsten Woche im Jahr widmen, nämlich jener zwischen Weihnachten und Neujahr, in der so gut wie gar nichts passiert.

Der Advent ist also das Warten auf das große Nichtstun, auf die Entspannung zwischen den Jahren. Hier wird gefressen und getrunken, und wer es gar nicht aushält, der sucht sich exotische Reiseziele, wo es heller und wärmer ist als in unseren Gefilden. Aber noch ist es nicht so weit, noch müssen wir uns mit Kerzerln und Lichterln über Wasser halten! Als Nervennahrung gibt es die unvermeidlichen Kekse sowie Punsch zur Beruhigung. Außerdem dürfen wir einkaufen gehen - auch das beruhigt die meisten und es steht sinnbildlich und ganz unironisch für das Warten auf das Nichts.

"Advent, Advent" - schon die Wiederholung des Wortes drückt die Ungeduld der Wartenden aus. Und nachher will es wieder keiner gewesen sein! Der nachweihnachtliche Kater ist das Eingeständnis einer Schuld, das Bekenntnis, dass man tatsächlich auf nichts gewartet hat. Obwohl man immer irgendwie gehofft hat, dass doch was passiert. Das ist, was vom Advent übrig bleibt: Hoffnung. Das wäre auch die verständlichere (wenn auch nicht die richtige) Übersetzung. Als Kind hofft man ganz profan auf das richtige Weihnachtsgeschenk. Als geübter Erwachsener darauf, dass diesmal alles anders wird und doch noch Weihnachtsstimmung aufkommt. Als älterer Mensch hofft man vielleicht schon spirituell auf das, was danach kommt. Eigentlich eine schlimme Zeit, dieser Advent...

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