Montag, 13. Mai 2013

Die Eisheiligen

In meiner Kemenate ist es saukalt. Ich sitze im unbeheizten Teil des Hauses, unter mir die kalte Garage, ober mir ein weiteres kaltes Zimmer, zwei Außenwände mit großzügigen Fenstern lassen mich auf das gräuliche Grün des Waldes blicken, bibbernd reite ich auf dem alten Bürostuhl; dabei habe ich mir schon meinen Winterpullover angezogen. Wir schreiben den 13. Mai, Sankt Servatius hält uns fest im Griff. Auf den Bergen liegt (wieder) Schnee, der Niederschlag dauert den ganzen Tag an und wechselt zwischen Niesel- und Platzregen. Wie zum Hohn zeigt sich hie und da ein blaues Fleckchen am Himmel, aber das ist nur Andeutung, ein meteorologischer Mummenschanz, eine - so würde es der Bundesdeutsche nennen - Verhohnepiepung des frühlingsgereiften Innergebirglers, der gerade noch die Hoffnung hegte, bald die Sommerlatschen hervorholen zu können, ja vielleicht sogar schon Teile der "Übergangsgarderobe" einsommern zu können. Nichts da - zu den drei Eisheiligen wird gefroren!

Es heißt: "Servaz muss vorüber sein, will man vor Nachtfrost sicher sein!" (Oder vor Frost überhaupt!) Besser passt da schon, wenn auch rhythmisch nicht ganz so elegant: "Pankraz und Servaz sind zwei böse Brüder. Was der Frühling gebracht, zerstören sie wieder." Dabei kommt morgen erst der Bonifaz und übermorgen der Bavaria Blu bzw. die kalte Sophie. "Die kalte Sophie macht alles hie", heißts recht apokalyptisch im bayerischen Raum. Das mag vielleicht übertrieben sein, aber immerhin übertreiben es die Eisheiligen auch gehörig. Welcher Bauer mag in seinen Regeln da schon Nachsicht walten lassen? Immerhin hat man genug damit zu tun, sich in diesen Tagen auf Ofenbänke zu legen und mit Katzen zuzudecken während man durchs Fenster den Pflanzen dabei zusieht, wie sie ob der Kälte erstaunt eingehen. Traurig, diese paar Tage im Mai, denen zum düstersten November nur die abgefallenen Blätter und die Allerheiligenromantik fehlen. Man fragt sich schon, wo da das Heilige wirkt und werkt, wenn es an diesen Tagen immer so bitterkalt ist. Man muss sich Petrus als einen humorlosen Menschen vorstellen. Mamertius, Pankratius, Bonifatius, Servatius und die Sophie übrigens auch.