Montag, 21. Mai 2012

Dahoam is dahoam

Es geht nicht immer so, wie man sich das gern vorstellt, und es ist leider auch nicht immer ganz so gerecht, wie es sein sollte. Deswegen ist es Sport.


Ein Satz, der dem bayrischen Lamentieren das Wasser abgräbt: überraschend richtig, ein bisschen bauernschlau und die Situation in ihrer Vollkommenheit beschreibend. Ein Satz, wie ihn nur ein Profi-Sportler erdenken kann. Er stammt von Michael Schumacher.
Sport ist alles das, was der Mensch in ihn hinein denkt. Sport an sich ist lächerlich, langweilig, mitunter gefährlich. Aber garniert mit allzumenschlichen Hoffnungen, Erwartungen an das Unvorhersehbare und der Vorstellung, dass Begriffe wie "Gerechtigkeit" auch nur annähernd eine Bedeutung haben könnten, wird Sport zu etwas Persönlichem. Das geht so weit, dass man sich von einer Mannschaft oder einem einzelnen Spieler hintergangen bzw. ungerecht behandelt fühlt. In extremen Situationen, wie etwa der Niederlage des FC Bayern München gegen Chelsea, muss sogar der Fußballgott herhalten: Spiele wie diese würden beweisen, dass es einen solchen nicht gebe oder zumindest, dass er tot sei und also Nietzsche doch Recht behielte. Den armen Fritz wird's nicht mehr jucken...

Das schöne lateinische "audiatur et altera pars", jenes flotte Wort, das uns anhält, auch die andere Seite anzuhören, tut in solchen Fällen not. Die andere Seite aber beschränkt sich auf die lapidare Feststellung, dass man einfach die glücklichere Mannschaft gewesen sei. Das ist ebenso richtig wie zynisch - zumindest für die Ohren eines Bayern. Auch könnte man sagen, Chelsea sei die weniger unglückliche Mannschaft gewesen. Aber das sind Wortklaubereien. Als ob sich der Sieger des Sieges wegen rechtfertigen müsse! Muss er nicht, weil eben nicht immer alles so geht, wie man sich das vorstellt.

Nun könnte man auch behaupten, dass Chelsea sich schon lange einen CL-Titel verdient hätte, und dass es manchmal grausam zugehen muss, damit sich die Erwartungen, welche die Fußballgeschichte an eine Mannschaft stellt, einlösen. Zudem scheinen wir uns mittlerweile an verdiente Turniersieger gewöhnt zu haben. Chelsea siedelt sich hier irgendwo zwischen Griechenlands Europameistertitel und Spaniens WM- und EM-Double an. Man sollte sich überlegen, ob ein verdienter Turniersieg nicht doch eher Luxus ist. Freilich ist es schön und gerecht, und vielleicht eröffnet es sogar den Anhängern des Verlierers die Möglichkeit, Anerkennung zu zeigen. Aber egal wie überzeugend, wie gut oder elegant eine Mannschaft spielt, egal wie viele Herzen sie an sich bindet und wie viele Menschen sie begeistert – am Ende steht immer die banale Erkenntnis: Man weiß am Anfang nie, wer am Ende gewinnt. Deswegen ist es Sport. Und deswegen begeistert uns Sport.



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