Donnerstag, 20. September 2012

Krawuzikapuzi

In der deutschen Sprache pfeift und zischt es allerorts. Wie eine alte Maschine muss so ein deutscher Satz für jemanden klingen, der nicht versteht, welche Bedeutung diese Zischlaute haben. Und wo gerade nicht Luft durch Zähne und Zunge braust, rattern Konsonanten oder es sprotzen und sprutzeln Affrikaten, dass man meint, es flögen Funken von einer Metallsäge davon. Schön muss das nicht immer sein, aber es ist doch ein interessantes Mittelding zwischen Hawaiianisch (wikiwiki, malumalu, huaka mahika) und Tschechisch (Vlk zmrzl, zhltl hrst zrn).

Manchmal, vor allem in den Mundarten des Deutschen, kommt es zu interessanten und recht ansehnlichen Gebilden der Sprache. Ein solches kam mir letztens wieder einmal unter: Der Fluch "Haschofft noamoi", dessen Anfang pure fauchende Aggressivität ist, während der letzte Teil etwas japanisch Versöhnliches bietet. Eine bedeutungsgleiche Variante fällt da wesentlich silberpapieriger aus: "Herrschaftszeiten!" - Das raschelt, und wenn man draufbeißt, tut es weh. Die Zeiten welcher Herrschaft hier heraufbeschworen werden, ist eigentlich nebensächlich. In natura begegnet uns letztere Variante nämlich sowieso meist als "Herrschaftseiten", weil wir das "ts-z" nicht mögen und beim Fluchen schon überhaupt nicht gerne von solchen Lautgebilden aufgehalten werden wollen. (So wie uns auch der Unterschied zwischen "Waldzwerg" und "Walzwerk" lautlich gesehen ganz egal ist.)

Das etwas verspieltere "Krawuzikapuzi" geizt auch nicht mit bösen Lauten, dafür wird der bedrohliche Anlaut "Kr" durch ein lustig-alternierendes a-u-a-u entschärft. Nicht nur der Petzi-Bär hatte damit seine helle Freude, das Wort ging auch in die Alltagssprache ein, wo es zu einer liebevollen Schimpffloskel wurde. Wer sich über etwas ärgert, und dabei mit dem Wort "Krawuzikapuzi" seinem Unmut Ausdruck verleiht, der signalisiert gleichzeitig, dass es eigentlich wichtigeres im Leben gibt. Nicht umsonst sind es auch solche Leute, die schulterzuckend Perfiditäten zur Kenntnis nehmen, dies damit erklärend, dass es sich sowieso um ein "einziges großes Kasperltheater" handle. Krawuzikapuzi ist also nicht nur lautlich ein schönes Wort, es erinnert uns auch an die Kunst des harmlosen Schimpfens.

1 Kommentar:

  1. In diesem Zusammenhang vermisse ich etwas das unterschätzte "Herrgott Sakrament", was sich im Pinzgauerischen zum "Hagott Saggra" zusammenkomprimiert. Wie ich finde ein großer Fluch, der leider wie die ihn fluchenden - vorzüglich nämlich sehr alte Pensionisten - vom Aussterben bedroht ist!

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