Es geht nicht immer so, wie man sich das gern vorstellt, und es
ist leider auch nicht immer ganz so gerecht, wie es sein sollte.
Deswegen ist es Sport.
Ein Satz, der dem bayrischen Lamentieren das Wasser abgräbt:
überraschend richtig, ein bisschen bauernschlau und die Situation in
ihrer Vollkommenheit beschreibend. Ein Satz, wie ihn nur ein
Profi-Sportler erdenken kann. Er stammt von Michael Schumacher.
Sport ist alles das, was der Mensch in ihn hinein denkt. Sport an
sich ist lächerlich, langweilig, mitunter gefährlich. Aber garniert
mit allzumenschlichen Hoffnungen, Erwartungen an das Unvorhersehbare
und der Vorstellung, dass Begriffe wie "Gerechtigkeit" auch
nur annähernd eine Bedeutung haben könnten, wird Sport zu etwas
Persönlichem. Das geht so weit, dass man sich von einer Mannschaft
oder einem einzelnen Spieler hintergangen bzw. ungerecht behandelt
fühlt. In extremen Situationen, wie etwa der Niederlage des FC
Bayern München gegen Chelsea, muss sogar der Fußballgott herhalten:
Spiele wie diese würden beweisen, dass es einen solchen nicht gebe
oder zumindest, dass er tot sei und also Nietzsche doch Recht
behielte. Den armen Fritz wird's nicht mehr jucken...
Das schöne lateinische "audiatur et altera pars", jenes
flotte Wort, das uns anhält, auch die andere Seite anzuhören, tut
in solchen Fällen not. Die andere Seite aber beschränkt sich auf
die lapidare Feststellung, dass man einfach die glücklichere
Mannschaft gewesen sei. Das ist ebenso richtig wie zynisch -
zumindest für die Ohren eines Bayern. Auch könnte man sagen,
Chelsea sei die weniger unglückliche Mannschaft gewesen. Aber das
sind Wortklaubereien. Als ob sich der Sieger des Sieges wegen
rechtfertigen müsse! Muss er nicht, weil eben nicht immer alles so
geht, wie man sich das vorstellt.
Nun könnte man auch behaupten, dass Chelsea sich schon lange
einen CL-Titel verdient hätte, und dass es manchmal grausam zugehen
muss, damit sich die Erwartungen, welche die Fußballgeschichte an
eine Mannschaft stellt, einlösen. Zudem scheinen wir uns
mittlerweile an verdiente Turniersieger gewöhnt zu haben. Chelsea
siedelt sich hier irgendwo zwischen Griechenlands Europameistertitel
und Spaniens WM- und EM-Double an. Man sollte sich überlegen, ob ein
verdienter Turniersieg nicht doch eher Luxus ist. Freilich ist es
schön und gerecht, und vielleicht eröffnet es sogar den Anhängern
des Verlierers die Möglichkeit, Anerkennung zu zeigen. Aber egal wie
überzeugend, wie gut oder elegant eine Mannschaft spielt, egal wie
viele Herzen sie an sich bindet und wie viele Menschen sie begeistert
– am Ende steht immer die banale Erkenntnis: Man weiß am Anfang
nie, wer am Ende gewinnt. Deswegen ist es Sport. Und deswegen begeistert uns Sport.
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